Wissenschaft als nationaler Beruf. Die Serbische Akademie der Wissenschaften 1944–1992: Tradierung und Modifizierung nationaler Ideologie
ISBN: 9783447190374
Platform/Publisher: JSTOR / Harrassowitz Verlag
Digital rights: Users: unlimited; Printing: chapter; Download: chapter
Subjects: History;

Bei der Suche nach den Ursachen fur den gewaltsamen Zerfall Jugoslawiens nach 1990 wird fur gewohnlich Intellektuellen eine besondere Rolle in der Mobilmachung fur Krieg und Gewalt zugesprochen. Auch die Serbische Akademie der Wissenschaften und Kunste ruckt dabei ins Blickfeld: Die Aktivitaten ihrer Mitglieder in den 1980er Jahren gelten als einer der Ausgangspunkte fur die nationale Homogenisierung der serbischen Gesellschaft. Oft wird hier jedoch eine allzu bruchlose Linie einer sich vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart erstreckenden Kontinuitat nationaler Ideologie gezogen. Die Mitglieder der Akademie, die zugleich in den 1980er Jahren prominente Verfechter einer Re-Nationalisierung gesellschaftlicher Diskurse waren, werden in dieser Sichtweise als Huter und Erben nationaler Projekte betrachtet. Nenad Stefanovs Studie zur Serbischen Akademie der Wissenschaften fragt hingegen, wie sich im sozialistischen Jugoslawien die Vertreter der Bildungsschicht und damit auch ihre Konzepte von Nation und Gesellschaft verandert haben. Stefanov verfolgt dabei die Geschichte der Geisteswissenschaftlichen Abteilungen der Akademie und zeigt auf, wie in den Veranderungen der Begriffe, mit denen die Akademiemitglieder Nation und Gesellschaft definierten, die ambivalente Beziehung zwischen Wissenschaft und Nationalismus deutlich wird. Fur ein besseres Verstandnis der Krisendynamik und der Rolle der Intellektuellen im Jugoslawien der 1980er Jahre und danach wird hierbei der Frage nach den Formen von Anpassung und Dissens nicht-kommunistischer Intellektueller unter sozialistischer Herrschaft besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

hidden image for function call