Gewalt und Anmut
ISBN: 9783839412787
Platform/Publisher: De Gruyter / transcript Verlag
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In der Literatur und Ästhetik um 1800 ist »Anmut« nicht nur Bewegungsschönheit und Ausdruck weiblicher Sittlichkeit. Sie ist, so zeigt diese Studie, zugleich eine Form der Ästhetisierung und Heroisierung weiblicher Gewalt. Als alternativer Topos zum männlich codierten Erhabenen etabliert sich in Texten wie Schillers »Jungfrau von Orleans« und Kleists »Penthesilea« eine Ästhetik graziöser Kampftänze, die bis zum zeitgenössischen Actionfilm die Inszenierung weiblichen Heldentums prägt.Die anmutige Gewaltästhetik stellt nicht nur eine prekäre Verschränkung bürgerlicher Weiblichkeit mit militärischem Handeln dar, sondern unterläuft zugleich die »doppelte Ästhetik« eines harmonischen Schönen und eines gewaltsamen Erhabenen. Die Aufhebung dieser Dualität steht jedoch nur scheinbar im Widerspruch zu den Theorien des 18. Jahrhunderts - sie ist vielmehr in den Anmutskonzeptionen selbst angelegt und wird zudem durch die Ästhetik der europäischen Fechtkunst vorbereitet.Mit einem diskursanalytischen Verfahren erforscht Mareen van Marwyck die gewaltästhetisierenden und -heroisierenden Mechanismen der Anmut und eröffnet damit eine neue Perspektive auf die Inszenierung weiblichen Heldentums und das Verhältnis von Gewalt und Ästhetik im ausgehenden 18. Jahrhundert. Rezension »Die Studie regt dazu an, die von van Marwyck affirmativ verwendeten Vorstellungen vom >bürgerlichen Frauenbild< kritisch aufzubrechen, zeigt sich doch am Beispiel dieser Kriegerinnen ein weiteres Mal, wie vielfältig die Frauenfiguren modelliert werden konnten.«Gesa Dane, Germanistik, 52 (2011)»[Der Autorin] kommt das unbestreitbare Verdienst zu, die Konzeption der Anmut erstmals systematisch auf jene des weiblichen Heroismus abgebildet zu haben.«Claudia Haas, Zeitschrift für Germanistik, 1 (2011)Besprochen in:GMK-News, 7/8 (2010)www.literaturkritik.de, 12 (2010), Rolf LöchelDas achtzehnte Jahrhundert, 36/2 (2012), Michaela MehlichModern Language Review, 107/2 (2012), Helen Watanabe-O'Kelly


Mareen van Marwyck (Dr. phil.), freie Autorin und Literaturwissenschaftlerin, arbeitete zuletzt als Lektorin bei der Frankfurter Verlagsanstalt. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Literatur und Ästhetik des 18. Jahrhunderts, Gender Studies, Heroismus- und Gewaltforschung.

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