Erst in Husserls und Heideggers Spätzeit rückt die kritische Besinnung auf das gegenwärtige, durch die Herrschaft der naturwissenschaftlich-technischen Rationalität geprägte Zeitalter ins Zentrum ihres Denkens. Der eigentliche Ursprung dieser Besinnung liegt aber in dem phänomenologischen Denkweg, den beide Philosophen von früh an beschritten haben. Nur weil sie der Urmaxime der Phänomenologie Zu den Sachen selbst! verpflichtet waren, konnte ihnen eine Wissenschaftsanalyse gelingen, durch die sich die wissenschaftliche Erkenntnis als ein abgeleitetes Verhalten des Menschen gegenüber den Dingen herausstellt, das auf ein ursprüngliche Weise der Welterfahrung zurückweist. Wenn die so angesetzte Zeitkritik bei beiden Denkern erst spät in den Vordergrund tritt, so nicht, weil sie sich vom ursprünglichen Ansatz der Phänomenologie abgekehrt hätten, sondern umgekehrt deswegen, weil sie erst allmählich zur vollen Entfaltung der in diesem Ansatz liegenden Möglichkeiten vordrangen. Allein hierdurch konnten sie die Geschichte entdecken und sich das Rüstzeug erarbeiten, um den geschichtlichen Hintergrund der modernen Wissenschaft in die Grundlagen ihrer Betrachtung einzubeziehen. Die phänomenologische Wissenschaftskritik wird so zu einer Ortsbestimmung der Gegenwart. Diese Zusammenhänge rechtfertigen einen Vergleich von Husserls und Heideggers Denken in ihrer Spätzeit. Er zeigt, daß die Positionen, von denen aus die beiden Philosophen Perspektiven für einen Ausweg aus der gegenwärtigen Situation entwerfen, entgegengesetzte Grundeinstellungen zur technisch-wissenschaftlichen Weltauffassung repräsentieren.